Mobile Recruiting

 15. März 2011

89% der Personaler sind laut einer Studie der Hochschule RheinMain der Ansicht, dass Bewerberansprache über mobile Endgeräte künftig an Bedeutung gewinnen wird. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff Mobile Recruiting eigentlich?Mobile Recruiting Smartphone

Eine klare Definition existiert, wie so oft bei derartigen Begriffen, (noch) nicht. Zugeordnet wird das Mobile Recruiting dem E-Recruiting, welches wiederum die Unterstützung der Personalbeschaffung durch den Einsatz elektronischer Medien bezeichnet.

Mobile Recruiting bezieht sich dabei speziell auf die Rekrutierung von Kandidaten über mobile Endgeräte wie Handys oder Smartphones. Rekrutierung ist hierbei genau genommen eigentlich zu kurz gefasst, da der Kanal auch zu Employer Branding Zwecken genutzt wird.

Sinn und Zweck von Mobile Recruiting ist es, den Zielgruppen passende Informationen zum Unternehmen, Links zu Stellenanzeigen, besonderen Aktionen oder der Karriereseite direkt auf ihren mobilen Endgeräten anzubieten. Über ihr Handy sind die Bewerber – wenn sie es wollen – identifizierbar und jederzeit erreichbar. Sie tragen es in der Hosentasche mit sich und sind sehr gezielt ansprechbar.
Auf der Personaler Seite kann Mobile Recruiting Abläufe vereinfachen und zur schnelleren Auswahl der „richtigen“ Kandidaten beitragen.

Von der mobilen Karrierepage bis zur App

Hierfür stehen verschiedene Technologien und Anwendungsmöglichkeiten zu Verfügung. Die wenigen aktiven Unternehmen befinden sich hier in einer frühen Versuchsphase. Auch auf Seiten der Bewerber kann man davon ausgehen, dass innerhalb der Zielgruppen wiederum vor allem Early Adopter bereits Gebrauch von den Möglichkeiten machen, die Mobile Recruiting heute schon bietet.

Zu den Anwendungsmöglichkeiten gehören auf mobile Endgeräte optimierte Karrierewebsites, Apps für Smartphones, Mobile Tagging (QR Codes), Mobile Video, Infoterminals mit W-Lan oder Bluetooth, SMS Kampagnen, Location Based Services (Foursquare, Facebook Places & Co.) und auch (Mobile) Social Gaming.

Vorreiter in diesem Bereich sind, wie so oft US-Unternehmen, die Mobile Recruiting bereits seit einigen Jahren einsetzen. In Deutschland preschen derzeit einige Unternehmen und Personaldienstleister mit entsprechenden Job-Apps für Smartphones vor. Zwar liegt der Fokus hier derzeit eindeutig auf iPhone-Apps, jedoch rückt auch Android mehr und mehr in de Fokus der Unternehmen. Die Telekom bietet ihre App derzeit für iPhone sowie iPad (noch nicht im Store) sowie Windows 7 und demnächst auch für Android an. Andere Unternehmen wie Bayer und Enrst & Young befinden sich hier in der Rollout-Phase.

Mobile Recruiting Telekom

Dabei muss nicht immer eine teure App den Einstieg ins Mobile Recruiting bilden. Auch und vor allem die Optimierung der eigenen Karrierepage auf mobile Endgeräte ist für viele Unternehmen durchaus sinnvoll. Während SMS und Bluetooth gestützte Kampagnen häufig mehr Aufmerksamkeit bei Journalisten als bei Bewerbern erzielen konnten, bieten neuere Technologien wie Mobile Tagging mit QR Codes oder Location Based Services (LBS) noch viel Potential.

Der neueste Trend im Bereich Mobile Tagging sind 3D und 4D Codes, die deutlich größere Datenmengen speichern können und damit auch für Recruiting Zwecke immer interessanter werden. Vor allem die Kombinationsmöglichkeiten mit LBS Diensten sind hier noch lange nicht ausgeschöpft.

Wachstumsmarkt Mobile Recruiting

Während einige wenige Unternehmen im Bereich Mobile Recruiting schon auffällig viele Erfahrungen gesammelt haben, sind einem Großteil der Unternehmen die technologischen Möglichkeiten kaum bekannt.

Dabei bietet Mobile Recruiting den Unternehmen momentan die Möglichkeit besondere „First Mover Akzente“ in einem noch sehr jungen Markt zu setzen. Die Aufmerksamkeit der überschaubaren aber wachsenden Zielgruppe ist derzeit verhältnismäßig leicht zu erreichen. Ein weiterer Vorteil für die Unternehmen und Personaler liegt auch in der Zeitersparnis, da im Optimalfall alle passenden Kandidaten auf einen Schlag erreicht werden können und Bewerbungsprozesse beschleunigt werden.

Tatsache ist, dass der Mobile Markt in sämtlichen Belangen ein Wachstumsmarkt ist. Die zunehmende Bedeutung von Mobile Recruiting in den kommenden Jahren hängt vor allem auch mit der steigenden Mobilität der Zielgruppen zusammen. Das Handy ist immer in greifbarer Nähe. Viele Studien belegen heute, dass Menschen ihr Handy selbst im Badezimmer oder dem Bett verwenden. In der Priorität ist das Handy mit Schlüssel und Geldbörse gleichauf: ohne sie verlässt kaum jemand das Haus und mancher würde eher auf seinen Partner als auf sein Mobiltelefon verzichten! Auch die Entwicklungen im Tablet Markt dürften in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle für das Mobile Recruiting darstellen.

Allerdings fehlt es auf Seiten der Zielgruppe noch an der kritischen Masse. Nach wie vor lassen sich hier vor allem sehr spitze Zielgruppen erreichen. Mobile Recruiting ist derzeit eben vor allem ein unterstützender, zusätzlicher Kanal.

So wie die Zielgruppe heute die Karrierewebsites von Unternehmen für selbstverständlich erachtet, ist dies auch für mobile Inhalte zukünftig zu erwarten. Schon bald wird es keine Rolle mehr spielen, von welchem Endgerät aus man auf die Recruiting Tools zugreift oder wo man sich befindet. Unsere Zukunft ist mobil und wer diese Entwicklung nicht unterstützt wird es zukünftig schwieriger haben die „richtigen“ Mitarbeiter zu finden. Zu Beginn des Internets hat man über Karrierewebsites noch gelächelt – heute sind sie die absolute Mindestvoraussetzung.