Recruiting und die unternehmensinterne Vermittlung von Fach- und Arbeitskräften sind in vielen Unternehmen zwei Paar Schuhe. Das externe Recruiting hat meist Priorität. Dass diese Strategie in Zukunft nicht mehr ausreicht, hat Bosch erkannt und den Bosch People Acquisition Campus (PAC) entwickelt.
Die neue Organisationseinheit verantwortet HR-seitig die Stellenbesetzung sowie die interne Vermittlung von Mitarbeiter*innen auf neue Stellen. Dabei gilt: keine Besetzung ohne vorherige Prüfung der Mitarbeiter*innen im internen Vermittlungspool.
Wieso, weshalb, warum – darüber haben wir mit Sabine Schubert, (Leiterin People Acquisition Campus, Führungsteam Human Resources Policies & Processes) gesprochen.
Stell Dich und das Team rund um den Bosch People Acquisition Campus unseren Leser*innen doch bitte einmal kurz vor!
Als funktions- und standortübergreifende Recruiting-Einheit dreht sich bei uns alles um die Themen Stellenbesetzung, interne Mitarbeiter*innen-Vermittlung und Personalmarketing. Unser Bosch People Acquisition Campus startete mit einem kleinen Pilotteam und besteht heute aus mehr als 70 ausgebildeten HR-Expert*innen. Mit Profilen in den Bereichen Recruiting, Active Sourcing, Consulting und Personalmarketing bündeln wir sowohl eine große Vielfalt an Fachthemen als auch ein tiefgreifendes Expertenwissen in den jeweiligen HR-Bereichen. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft des Recruitings bei Bosch.
Ich wiederum bin seit rund 20 Jahren innerhalb des HR-Bereichs der Bosch Gruppe tätig und war u. a. HRBP, Leiterin für die Bereiche „Nachwuchsprogramme“ und „Mitarbeiterentwicklung“. Heute verantworte ich neben dem Bereich „staffing & onboarding“ die zentralisierte Recruiting-Einheit für Deutschland – den Bosch People Acquisition Campus.
Deep-Dive: www.linkedin.com/in/sabine-schubert-233a86162
Um was geht es bei Eurem „People Acquisition Campus“ genau und aus welchem Bedarf heraus ist die Idee zum PAC entstanden?
Bosch versteht sich inmitten eines fundamentalen Wandels als vorausdenkendes, die Zukunft gestaltendes Unternehmen. Als Industrieunternehmen sind wir zum führenden Anbieter im Internet der Dinge geworden. Als Automobilzulieferer setzen wir auf Elektromobilität, um aus technologischen und ökologischen Umbrüchen neue Geschäftschancen zu erschließen. Dieser Wandel findet längst auch bei den Beschäftigten statt. Unser Bedarf an qualifizierten, erfahrenen Fachkräften, speziell in den Bereichen IT, Software und Engineering steigt. Vor diesem Hintergrund ist die Idee des People Acquisition Campus entstanden. Unser Ziel: die Prozesse rund um die Gewinnung von Talenten für Bosch schneller, transparenter und attraktiver zu machen. Mit dem PAC bieten wir einen zentralen und gleichzeitig persönlichen Touchpoint für die internen und externen Kandidat*innen. Durch die Bündelung der Recruiting- und internen Vermittlungsaktivitäten können wir unseren Mitarbeiter*innen so schneller neue Perspektiven in unseren Wachstumsbereichen bieten. Allein in diesem Jahr konnten wir bereits über 300 MA erfolgreich vermitteln.
Die interne Vermittlung von Mitarbeiter*innen erhält durch die neue Einheit noch mehr Gewicht. Was hat hierfür den Ausschlag gegeben?
Das Modell entstand zunächst in den vom strukturellen Wandel betroffenen Geschäftsbereichen. Als PAC und Partner stehen wir diesen Geschäftsbereichen und ihren Mitarbeiter*innen zur Seite. Denn: Wenn Stellen wegfallen oder Bereiche aufgelöst werden, stehen qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter*innen vor der Frage: Wie geht es für mich weiter? Hier knüpfen wir an und suchen gemeinsam nach neuen Arbeitsplätzen mit Perspektive.
Wie läuft die interne Vermittlung genau ab und welche Rolle spielen die PAC Consultants dabei?
Es gibt zunächst ein vertrauliches Gespräch zwischen einem Consultant (PAC-Mitarbeiter*in) und dem Beschäftigten. Danach kann dieser sich im Vermittlungspool registrieren. Gemeinsam wird dann nach passenden neuen Stellen im Unternehmen geschaut. Dabei werden die Mitarbeiter*innen über den kompletten internen Vermittlungsprozess hinweg von unseren PAC-Consultants eng betreut, persönlich beraten und erhalten neben wertvollen Tipps und Tricks auch ein umfassendes Bewerbungstraining.
Ihr schafft durch das PAC eine Menge Synergien, die sicherlich Ressourcen freisetzen. Nutzt Ihr diese freigewordene Kapazität dann anderweitig?
Die aus diesen Synergien resultierende, frei gewordene HR-Kapazität, setzen wir ein, um die steigenden Bedarfe für Stellenbesetzung und interne Vermittlung aufzufangen. Darüber hinaus entwickeln wir unsere Prozesse zukunftsorientiert weiter. Dabei liegt unser Fokus stets auf einer positiven Candidate Experience. Unterstützend dafür werden wir noch in diesem Jahr ein modernes Candidate Relationship Management Tool einführen.
Hat Corona für das PAC irgendwelche (positive oder negative) Auswirkungen gehabt? Oder funktioniert das Konzept unabhängig von den damit verbundenen Einschränkungen?
Auch wir mussten größtenteils auf das persönliche Kennenlernen vor Ort verzichten und auf virtuelle Konferenzen umsteigen. Wir hatten aber bereits vor der Corona-Pandemie Remote Recruiting Lösungen im Einsatz. Von diesen Erfahrungen profitieren wir heute. Auch innerhalb des PAC blicken wir auf eine produktive virtuelle Zusammenarbeit zurück. Trotz der physischen Distanz sind wir als Team weiter zusammengewachsen. Bei Bosch stärken wir diese Autonomie bei der Gestaltung der (Zusammen-) Arbeit und etablieren mobiles Arbeiten als zusätzlichen Standard zur Arbeit im Büro.
Wird das Vermittlungsangebot von den Mitarbeiter*innen gut angenommen? Oder benötigt Ihr einen hohen Kommunikationsaufwand, um das Service-Angebot bekannt zu machen?
Aufgrund der intensiven Betreuung und Beratung durch unsere Consultants wird unser Angebot sehr gut angenommen und gewinnt zunehmend an Reichweite.
Was waren Eure größten Herausforderungen in dem Projekt?
Wir gehen neue Wege in der Personalarbeit und helfen die Stellenbesetzung weiter konsequent zu professionalisieren und sichern Beschäftigung durch Vermittlung. Zu Beginn lag die Herausforderung sicherlich darin, das „Go“ unserer internen Stakeholder für das HR-Projekt zu bekommen. Doch mit der entsprechenden Transparenz und der Möglichkeit zur aktiven Mitgestaltung konnten wir überzeugen.
Welche Eurer gesteckten Ziele konntet Ihr erreichen oder vielleicht sogar übertreffen?
Seit dem Start des PAC konnten wir als Team das ursprünglich geplante Auftragsvolumen um das 4-fache übertreffen. Zudem ist die Resonanz der Kandidat*innen und Fachbereiche äußerst positiv. Mit unseren Arbeitnehmervertretern gelang uns im Rahmen gemeinsamer Workshops eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit. So unterstützen wir als Experten-Einheit innerhalb des HR-Bereichs die HR-Transformation bei Bosch
und dienen als Best Practices für weitere Zukunftsprojekte. Das haben wir gemeinsam als Team erreicht und darauf sind wir stolz!
Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Euch auch weiterhin viel Erfolg mit dem Bosch People Acquisition Campus und hoffen, dass andere Unternehmen sich davon inspirieren lassen.