Erst vor ein paar Wochen hat Facebook bekannt gegeben, innerhalb des hauseigenen Messengers sog. Bots verwenden zu wollen. Das heißt, Entwickler können kleine Programme (Bots) entwickeln, die bestimmte Abläufe automatisieren und diese durch Facebook freigeben lassen.
Das Kölner Start-Up Jobmehappy.de hat jetzt den ersten Facebook Job-Bot entwickelt. Wir haben mit den beiden Gründern Florian Mayer und Nikolay Nikolov gesprochen und uns erklären lassen welche Probleme der Bot löst, wie die Idee entstanden ist und ob wir es hier nur mit einem Hype oder einer nachhaltigen Entwicklung zu tun haben.
Los geht´s:
Stellt Euch doch unseren Lesern bitte einmal kurz vor!
Florian Mayer: Sehr gerne! Jobmehappy wurde vor 2 Monaten von Nikolay und mir ins Leben gerufen. Nikolay war sieben Jahre lang bei Sedo als Senior Developer tätig, bevor er sich mit seiner Jobsuchmaschine www.renego.de selbstständig gemacht hat. Ich habe die letzten acht Jahre der Suchmaschinenoptimierung gewidmet (www.seomayer.de) und besitze mittlerweile ein großes Portfolio an trafficstarken Vergleichsportalen in D-A-CH und Australien.
Jobmehappy ist unsere gemeinsame neue Firma und konzentriert sich neben der Vereinfachung der Kommunikation zwischen Firmen und Arbeitnehmern besonders auf die Optimierung von derzeit nicht genutztem Potenzial der HR Branche im mobilen Bereich. Der Facebook Messenger Job-Bot ist der erste Schritt in diese Richtung.
Bots an sich sind nichts Neues. Es gibt sie als Crawler für Suchmaschinen, als Gegenspieler in Computerspielen oder als Ansprechpartner in Chats oder Betriebssystemen. Google Now, Siri und Cortana von Microsoft sind hier wohl die bekanntesten Beispiele. Was ist jetzt also eigentlich neu?
Florian Mayer: Das stimmt – Bots sind nichts Neues! Und Facebook hat sich die Chat Bots nicht primär ausgedacht, um ein paar Euros mehr im Jahr zu verdienen. Es geht generell um die Vereinfachung der Kommunikation zwischen Usern und Unternehmen. Und da gibt es wenige Firmen auf der Welt, die Usern diese neue Kommunikationsart so aufzwingen können wie Facebook.
Könnt ihr unseren Lesern kurz erklären, was das Besondere am Job-Bot ist?
Florian Mayer: Das Tolle am Job-Bot ist die einfache Nutzung. Wir ersparen es dem User ein Browserfenster zu öffnen, nach einem Job zu googeln und sich dann mit einer unter Umständen nicht mobil optimierten Jobseite auseinander zu setzen. User gehen auf der Suche nach Informationen im Netz immer den Weg des geringsten Widerstands. Und was gibt es einfacheres, als seine Suchanfragen in einer Plattform abzugeben, in der sich sowieso der Großteil der Bevölkerung den ganzen Tag über aufhält?
Wie seid ihr auf die Idee gekommen einen solchen Bot für die Jobsuche zu bauen?
Florian Mayer: Der Job Bot ist abends aus einer Bierlaune entstanden. Mit so einem großen Erfolg hätten wir nie gerechnet. Mittlerweile sind die Anfragen am Tag schon 4stellig und wir launchen nächste Woche die zweite Version.
Was denkt ihr, welche Probleme ein solcher Bot löst und warum er für Jobsuchende interessant ist?
Florian Mayer: In erster Linie ist die Nutzung des Job-Bots extrem einfach und sexy. Du stellst eine Frage in einer dir vertrauten Plattform und bekommst direkt eine passende Antwort. Du musst dich nicht wie oben erwähnt mit Browsern oder nicht mobil optimierten Seiten rumschlagen. Auch die Registrierungen bei den zahlreichen Jobbörsen mit deiner Email Adresse fallen weg. Bei Facebook hat ohnehin fast jeder einen Account. Hinzu kommt, dass der Bot dich auf dem Laufenden hält, wenn es einen neuen Job für deine Anfrage gibt. Das ist besonders dann praktisch, wenn du mobil mal nicht auf deine Emails zugreifen kannst und schnell reagieren willst. Der klassische oder eher gesagt nervige „Job Email Alert“ der Jobbörsen ist damit Geschichte.
Was meint ihr, welche Perspektiven so ein Bot für die Arbeitgeberseite und die HR Abteilungen bietet? Lohnt es sich für Unternehmen Eurer Meinung nach jetzt mit der Nutzung eines eigenen Bots zu starten? Oder ist das nur ein vorübergehendes Hype-Thema?
Florian Mayer: Das ist kein Hype sondern eine Revolution in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden. Wann war es jemals möglich so nah an den potenziellen neuen Arbeitnehmer heranzukommen? Der Erfolg des Job-Bots und die über 1.000 Anfragen, die wir mittlerweile täglich bearbeiten zeigen, dass die User den Service angenommen haben. Wer da auf Arbeitgeber Seite nicht reagiert ist selbst schuld.
Ihr habt in Eurem Blog bereits angekündigt, an einer Version 2.0 zu arbeiten. Was wird diese besser machen als die erste?
Florian Mayer: Wir hatten durch den großen Ansturm der letzten Tage die Möglichkeit das User-Verhalten von tausenden von Jobsuchenden zu analysieren. Zum ersten Mal war es möglich die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine im HR Bereich live mit zu verfolgen. Spannend war, dass über 90% der User den Bot verstanden haben und mit Stellenanzeigen und Job Alerts versorgt wurden.
Bei den restlichen 10% haben wir genauer hingesehen und das Nutzerverhalten analysiert. Aufgrund unserer Erkenntnisse wurde in der Version 2.0 die Erkennung von Fragen verbessert und auch eine Umkreissuche eingeführt. Durch den Abgleich von Datenbanken (bspw. Synonyme) lernt der Bot jetzt automatisch mit, so dass wir in der Version 2.0 von einer künstlichen Intelligenz sprechen können.
Leider konnten wir Leuten, die nach einem Job als Diktator in Nordkorea suchten noch nicht helfen, aber das kommt dann in der Version 3.0 😉
Wie wird es mit dem Bot weitergehen? Verfolgt ihr das Projekt weiter und wenn ja, was dürfen die User in Zukunft noch erwarten?
Florian Mayer: Definitiv. Es liegt viel Arbeit vor uns. Wir werden weiterhin das Nutzerverhalten analysieren und den Job-Bot Schritt für Schritt nicht nur für die Nutzung durch den Arbeitnehmer, sondern auch für Arbeitgeber optimieren.
Vielen Dank Euch beiden für das ausführliche Interview. Wir wünschen Euch jetzt schon mal viel Glück für die kommenden Versionen und sind schon auf die weiteren Entwicklungen gespannt!