Hernrik Zaboroski dürfte vor allem vielen Personalern gut bekannt sein. Sein aktuelles Projekt „HUMAN PLACE“ hat zum Ziel, die Arbeitswelt menschlicher zu machen. Wie Henrik das gelingt, wollten wir von ihm selbst wissen.
Bühne frei, für das Interview mit Henrik Zaborowski über seinem HUMAN PLACE.
Stell Dich unseren Leserinnen und Lesern doch bitte einmal kurz vor!
Ich bin Unternehmer, Familienvater, Ehemann, Chef und vor allem Mensch und seit über 20 Jahren in der Recruitingwelt unterwegs. Zusammen mit meinem Team helfen wir Arbeitgebern durch Consulting, Vorträge, Trainings und operative Unterstützung dabei, im Recruiting besser zu werden und ihre offenen Positionen zu besetzen.
Um was geht es bei Deinem Projekt HUMAN PLACE?
Kurz gesagt möchte ich die Arbeitswelt etwas menschlicher machen. Länger formuliert ist ein Ziel von HUMAN PLACE, etwas mehr Wahrheit und Klarheit in die Jobsuche und den Bewerbungsprozess zu bringen und BewerberInnen das erdrückende Gefühl des eigenen Versagens zu nehmen. Klassische Bewerbungsratgebertipps laufen immer darauf hinaus, dass BewerberInnen etwas besser, anders, klüger, innovativer etc. machen sollen. Dann würde es auch garantiert mit der Bewerbung klappen. Aber jeder im Recruiting weiß, dass das Blödsinn ist. Es sind sehr oft nicht die BewerberInnen Schuld, sondern das ganze System und die Personalauswahl in den Unternehmen machen Bewerbungen zu einem Glücksspiel. Ich versuche das seit 7 Jahren in den Unternehmen zu ändern, aber es war Zeit, dieses Wissen auch mal an die JobsucherInnen weiterzugeben. Darum habe ich den HUMAN PLACE Onlinekurs zur beruflichen Orientierung und Jobsuche erstellt.
Und wenn ich das noch sagen darf: Die Arbeitswelt menschlicher zu machen heißt für mich auch, die Idee des allgemeinen Grundeinkommens zu unterstützen. Darum gehen 10% des Umsatzes an den Verein „Mein Grundeinkommen e.V.“.
Wie ist die Idee zum Onlinekurs entstanden?
Tatsächlich im ersten Corona Lockdown im März/April 2020. Ich bekam auf einmal ganz viel Anfragen von qualifizierten Menschen, die auf Jobsuche waren und nur Absagen bekamen. Und sich verzweifelt fragten, was sie falsch machen. Meine Antwort nach Durchsicht der Unterlagen und einem Telefonat war dann meistens: „Du machst nichts falsch. Der Markt ist halt einfach gerade schwierig.“ Allein diese zwei Sätze haben schon für unheimlich Erleichterung gesorgt. Das war für mich ein Augenöffner und ich dachte mir, ich muss jetzt endlich auch mal den BewerberInnen helfen.
An wen richtet sich Dein Angebot?
Initial natürlich erstmal an alle Menschen, die sich beruflich verändern wollen. Dabei fange ich bei den grundsätzlichen Fragen an. Warum will ich überhaupt wechseln? Was stört mich am aktuellen Job? Die Tätigkeit? Das Umfeld? Der Markt? Und wo will stattdessen hin?
Und dann geht es natürlich darum, wie ich den für mich passenden Job definiere, suche und finde. Es geht also nicht um die gängigen Tipps wie „So sieht das perfekte Anschreiben aus“.
Wie stellst Du dieses Wissen zur Verfügung?
Es gibt einen fertig erstellten Onlinekurs, in dem ich in knapp 6 Stunden erkläre, was bei der Jobsuche zu beachten ist. Und auch, wie das Recruiting in den Unternehmen läuft und warum BewerberInnen eine Absage bekommen, obwohl sie aus ihrer Sicht perfekt gepasst haben.
Diesen Kurs kann man kaufen, bekommt einen eigenen Onlinezugang, das schicke HUMAN PLACE Notizbuch und kann den Kurs dann im eigenen Tempo und so oft wie nötig durcharbeiten. Und parallel finden, bis jetzt noch etwas unregelmässig, offene Online Q&A Sessions mit allen Teilnehmern statt, wo offene Frage beantwortet werden können.
Dein Angebot richtet sich aber nicht nur an Privatpersonen sondern auch an Arbeitgeber. Wie funktioniert das?
Genau, das ist der eigentliche Clou. Nachdem der Kurs und das ganze Konzept fertig war, kam mir der Gedanken: „Wäre es nicht toll, wenn Arbeitgeber diesen Kurs an „ihre“ BewerberInnen verschenken?“ Ein paar Telefonate mit Personaler*Innen in meinem Netzwerk bestätigte meine Vermutung, dass das eine gute Idee ist. Also hab ich den Gedanken auch umgesetzt.
Die Umsetzung für die Unternehmen ist tatsächlich sehr einfach. Jedes Unternehmen bekommen eine eigene HUMAN PLACE Registrierungsseite, mit individuellem Begrüßungstext, Logo, Foto und Arbeitgebervideo. Hier wird das Angebot nochmal genau erklärt und die BewerberInnen können sich für den Kurs registrieren. Dann bekommen sie automatisch die Login Daten für den Kurs. Die Kursseite selber ist auch wieder mit dem Logo, einer Begrüßung und einem Arbeitgebervideo gebrandet, sodass Teilnehmer sofort erkennen, „ah ja, den Kurs hat mir ja Unternehmen X geschenkt“. Da hinter dem Onlinekurs ein E-Mail-Marketing Tool steckt, können die Arbeitgeber ihre Talente bei HUMAN PLACE auch jederzeit über mich wieder erreichen und z. B. per Newsletter aktuelle Informationen versenden.
Was können Arbeitgeber durch Nutzung Deines Angebots erwarten?
Zum Einen ist es natürlich toll für das Arbeitgeberimage. Hier verschenkt jemand einen Kurs im Wert von 300,- Euro, der mir als Jobsucher auch noch echten Mehrwert bietet. Selbst wenn ich also eine Absage bekomme, bleibt das Unternehmen mir positiv in Erinnerung. Sandra Sibus von Rheinmetall berichtet mir von einem sehr positiven Feedback von den Talenten.
Oder wenn ich wie z. B. Helvetia oder demnächst auch die Techniker Krankenkasse, den Kurs öffentlich auf meiner Karriereseite allen Interessierten schenke, ist das natürlich ein tolles Benefit als potentieller Arbeitgeber. Die Employer Brand gewinnt auf jeden Fall.
Zum anderen glaube ich aber auch, dass die JobsucherInnen anschließend besser wissen, was sie wollen, was sie können und wonach sie suchen. Sie kommen also viel besser vorbereitet ins Vorstellungsgespräch. Eine Win-Win Situation für beide Seiten.
Ist es aufwändig es Dein Angebot als Arbeitgeber einzusetzen?
Nein, die Arbeitgeber müssen uns nur einmal einen Begrüßungstext, ein Foto, das Logo und ein oder zwei Arbeitgebervideos geben. Wir erstellen dann die Seite. Und dann brauchen die Arbeitgeber nur den Link zur Registrierungsseite auf der Karriereseite, in der Stellenanzeige, in der Bestätigungsmail etc. zur Verfügung stellen. Der Rest läuft automatisch.
Kannst Du uns noch etwas über die bisherigen Erfolge von Human Place verraten und wie Deine Zukunftspläne aussehen?
Sehr gerne. Zu den bisherigen Erfolgen kann ich sagen: Ich konnte jetzt so innovative Köpfe und Unternehmen wie Helvetia, Rheinmetall, TÜV Rheinland und die Techniker Krankenkasse für HUMAN PLACE gewinnen. Und das alles ohne viel Werbung. An dieser Stelle vielen Dank an die Menschen dahinter, die sofort von der Idee begeistert waren und sie in ihr Unternehmen getragen haben.
Zu den Zukunftsplänen: Eigentlich steckt hinter HUMAN PLACE ja eine Eventidee, die wir 2019 am Markt sehr erfolgreich verprobt haben und 2020 richtig ausrollen wollten. Es geht darum, die Menschen wieder miteinander ins Gespräch zu bringen über das, was sie können, sind und möchten. Unabhängig von Titeln oder Position. Die Atmosphäre bei diesen Events ist fantastisch und intensiv und 2019 hatten wir knapp 70 Personaler*Innen dabei und alle waren begeistert.
Corona hat die Events natürlich unmöglich gemacht, aber die werden wir definitiv wieder aufleben lassen. Und dann wäre es doch z. B. als Arbeitgeber toll, die Talente in „meinem“ HUMAN PLACE Pool mal live bei so einem Event zu erleben und mit den Fachbereichen in Kontakt zu bringen.
Das ist übrigens auch mein ganz großes Ziel, für das ich ja schon seit Jahren kämpfe: Dass gerade die Führungskräfte aus den Fachbereichen nicht mehr so schnell anhand eines Lebenslaufes Bewerber*Innen absagen, sondern erkennen, dass Menschen mehr sind als ihre fachliche Vergangenheit und viele das Potential für eine bestimmte Position mitbringen. Die HUMAN PLACE Events könnten so ein Augenöffner sein.
Vielen Dank für das Interview und die tiefen Einblicke in den HUMAN PLACE. Wir wünschen Dir auch weiterhin viel Freude und Erfolg bei allen Deinen Vorhaben!