Vorstellungsgespräche sind für Bewerber häufig eine Blackbox. Bei der Allianz können Bewerber sich ab sofort mit dem Google Assistant und Fragen aus der Praxis vorbereiten.
Wieso, weshalb, warum? Das haben wir Dominik A. Hahn (Global Head of Talent Acquisition and Employer Branding) von der Allianz gefragt.
Wieso, weshalb, warum? Das haben wir Dominik A. Hahn (Global Head of Talent Acquisition and Employer Branding) von der Allianz, einem unserer Mitgliedsunternehmen, gefragt.
Wie genau funktioniert das?
Ganz einfach. Du startest unsere „Action“ mit den Worten „I want to talk to Allianz Careers“ und schon geht’s los. Dafür kann entweder ein Google-Home-Gerät oder aber ein Smartphone genutzt werden. Dort muss nur der Google Assistant installiert sein. Sobald die Action gestartet ist, erhält man diverse Informationen über unsere Unternehmenswerte und Zahlen sowie den Rekrutierungsprozess. Zudem, und das ist das Herzstück der Anwendung, kann man echte Interviewfragen üben.
Warum ausgerechnet der Google Voice Assistant?
Die Antwort ist zweigeteilt. Zum einen haben wir uns für Voice Technology entschieden, weil es die natürlichste Art ist, ein Bewerbungsgespräch zu simulieren bzw. sich darauf vorzubereiten. Zum anderen fiel die Wahl auf den Google Assistant deshalb leicht, weil man im Gegensatz zu Amazons Alexa keinen „Skill“ aktiv installieren muss, sondern die „Action“ schlicht per Spracheingabe aktivieren kann.
Welche Arbeit nimmt der Assistant Euch ab?
Im Gegensatz zu unserem Chatbot „Allie“ auf Facebook, die rund 90% aller Anfragen für uns abfängt, ging es hierbei nicht darum, Arbeit abzunehmen, sondern einen konkreten Mehrwert für den Bewerber zu schaffen. Wir wissen aus Studien, dass Bewerbungsgespräche naturgemäß eine Blackbox sind. Keiner weiß, was einen dort genau erwartet. Nun können auch wir nicht alle potenziell gestellten Fragen vorab identifizieren und wollen das auch gar nicht. Was wir aber können und möchten ist, den Bewerber hinsichtlich unserer sog. „People Attributes“-Fragen vorbereiten. Die „People Attributes“ sind Charakteristika und Verhaltensweisen, die jeder Mitarbeiter bei der Allianz beherzigen sollte. Jeder Bewerber wird daraufhin interviewt – egal ob Praktikant oder Führungskraft. Sie bilden die Basis für unseren Cultural Fit.
Wie profitiert der Bewerber?
Wir entmystifizieren das Job-Interview und geben konkrete Anhaltspunkte, was wir auf der Persönlichkeitsebene von einem Bewerber erwarten. Das ergibt deshalb auch Sinn, weil man nach dem Eintritt ins Unternehmen weiterhin mit den „People Attributes“ in Berührung kommt. Unter anderem im Performance-Management-Prozess. Neben dem Bewerbungsgesprächstraining, welches als „Simulation Mode“ und „Preparation Mode“ daherkommt, bietet die Google Assistant Action zudem die Option, generelle Fragen zur Karriere in der Allianz zu stellen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Wir haben uns jeden einzelnen Prozessschritt bis zum Onboarding angesehen und überlegt, welche „enabling IT“ hier weiterführende Unterstützung leisten könnte, die ein reines ATS nicht kann. Uns war schnell klar, dass das Bewerbungsgespräch der Prozessschritt ist, der bislang am wenigsten Beachtung fand. Der gedankliche Sprung zur Sprachtechnologie war dann ein kurzer. An dieser Stelle möchte ich auch meinem Kollegen Constantin danken, der diesen Voice Bot in erster Linie erdacht und bis zur „Geburt“ begleitet hat. Mega Job!
Welche internen Herausforderungen hattet ihr bei der Umsetzung? War die Unternehmensführung direkt Feuer und Flamme oder musstet ihr erst Überzeugungsarbeit leisten?
Abstimmung ist alles. Wir haben die Idee zunächst für uns selbst durchdacht, mit Kollegen aus dem Business gesprochen, die bereits Erfahrung mit „Voice“ im Kundenbereich gesammelt hatten und sind letztlich bei den entscheidenden Stellen vorstellig geworden. Klingt langweilig, ist aber so 😉
Könnt ihr schon etwas darüber sagen, wie stark der Assistant tatsächlich auch genutzt wird? Ist diese Möglichkeit bei Euren Zielgruppen schon angekommen?
Wir haben unsere Google Assistant Action vor ca. drei Wochen gelauncht, insofern ist es noch etwas früh für konkrete Resumes. Pro Woche registrieren wir aktuell in der Action rund 500 „Sprachnachrichten“. Der NPS liegt dabei bei 67%, womit wir wirklich sehr zufrieden sind.
Was plant ihr als Nächstes?
Etwas technologisch vollkommen Unspektakuläres: Wir sind derzeit dabei, alle Recruiting-Prozesse weltweit zu harmonisieren, also ein ATS bzw. generell ein HCM-System anstelle von Dutzenden für alle Einheiten in der Gruppe einzuführen und alle Talent-Acquisition- und Employer Branding-Aktivitäten in einer gemeinsamen CoE zu bündeln. Grundlagenarbeit sozusagen. Parallel sind wir immer noch damit beschäftigt, mehr als Vierzig lokale Karriere-Webseiten auf eine gemeinsame Plattform zu hieven.