Gesellschaft und Wirtschaft sind vom Coronavirus schwer betroffen.
Die wohl häufigste Frage, die wir derzeit hören, lautet: Ist es sinnlos sich jetzt zu bewerben, weil die meisten Unternehmen doch eh Einstellungsstopp haben?
Die klare Antwort lautet: Jain.
Natürlich gibt es bedauerlicherweise eine ganze Reihe von Unternehmen, die bereits Kurzarbeit beantragt haben. Im noch schlechteren Fall werden Stellen sogar abgebaut. Deswegen von einem generellen Einstellungsstopp bei allen Unternehmen zu sprechen wäre falsch.
Korrekt ist vielmehr, dass aktuell ausgeschriebene Stellen von den Unternehmen grundsätzlich auch besetzt werden sollen. Tatsache ist ebenso, dass manche Profile gerade mehr gefragt sind als andere. Das gilt zum Beispiel für MINT-Fachkräfte und insbesondere IT- und Digital-Spezialisten.
Und auch sonst ändern sich natürlich Dinge bei Unternehmen wie Bewerbern gleichermaßen. Trotzdem ist klar: Es wird eine Zeit nach Corona geben, in der wir alle wieder zu mehr Normalität zurückkehren können.
Was sich bei Unternehmen verändert
Unternehmen stellen aufgrund der besonderen Vorgaben, die Covid-19 mit sich bringt, insbesondere Prozesse im Recruiting um. Dazu gehören in aller erster Linie die Job-Interviews, die derzeit nahezu ausschließlich virtuell stattfinden.
Stattdessen liegen Gespräche in Form von Video-Interviews stark im Trend. Und das zum größten Teil aus dem Home-Office heraus.
Einige unserer Mitglieder haben darüber hinaus bereits erste Kandidaten ausschließlich auf Basis virtueller Gespräche und Online-Testverfahren eingestellt. Selbst Vertragsangelegenheiten und das (Pre-)Onboarding finden mehr und mehr virtuell statt. Und während bei einigen Unternehmen die Bewerberzahlen rückläufig sind, steigen sie bei anderen Unternehmen an. Derartige Schwankungen sind unter anderem durch die unterschiedlichen Branchen zu erklären, aus denen unsere Queb Mitgliedsunternehmen stammen.
Doch auch außerhalb des Recruitings treibt die Krise kreative Blüten. Zum Beispiel, wenn unsere beiden Mitglieder Aldi Nord und Aldi Süd das bislang erste Mal gemeinsame Sache machen. Die beiden Unternehmen habe kurzfristig begonnen Mitarbeiter über eine Personalpartnerschaft von McDonald’s gezielt an ALDI zu vermitteln. Dort werden sie nach Bedarf eingesetzt. Solidarität, unbürokratische Hilfestellung und Zusammenhalt sind unschlagbar während dieser ungewöhnlichen Zeit.
Was sich bei Bewerbern verändert
Die Nachfrage nach IT-Jobs steigt bei einigen Unternehmen gerade deutlich an. Hier könnte es einen Zusammenhang zwischen der Krise und vielen freiberuflichen IT-Fachkräften geben. In vielen Ländern existiert eine große Gruppe solo-selbstständiger. Sie lieben ihren Job und dessen Freiheiten so sehr, dass sie in der Vergangenheit nur schwer für eine Festanstellung zu gewinnen waren. In diesem Bereich könnte die Krise ungeahnte Auswirkungen haben und lange gehegte Überzeugungen infrage stellen. Ob das auch für Gig-Worker anderer Fachbereiche gilt und ob uns diese Entwicklung auch über die Corona-Krise hinausbegleiten wird, bleibt abzuwarten. (Wer mehr über das Thema Gig-Economy erfahren möchte, findet weitere Infos hier und hier).
Bis dahin bleibt es dabei: Die Mehrheit der Unternehmen wird auch während und nach der Corona-Krise Fachkräfte unterschiedlichster Disziplinen benötigen und diese auch weiterhin einstellen.
Kandidaten, die Zweifel daran haben, ob sie ihre Bewerbung gerade umsonst schreiben, sollten einfach mal Kontakt mit den Unternehmen aufnehmen. Kontaktdaten zu den jeweiligen Personalabteilungen finden sich auf den Karrierewebsites sowie den zugehörigen Social Media Präsenzen der Unternehmen. Nachfragen kostet nichts. Im besten Fall bietet die Krise den Bewerbern Chancen auf einen begehrten Job, der im Zweifel nur etwas später beginnt.
Etliche unserer Queb Mitgliedsunternehmen haben sich jedenfalls dazu entschlossen Kampagnen unter dem Motto „We are still hiring“ zu starten. Und viele weitere unserer Mitglieder stellen auch ohne Kampagnen trotzdem weiterhin Personal ein.
Dazu gehören unter anderem Fresenius, Bayer, Trumpf, Volkswagen, Fielmann, Deutsche Bahn, Zeiss, Nestlé, Telekom, ZF, msg, BASF und viele andere.
Von einem generellen Einstellungsstopp über alle Branchen hinweg kann also keine Rede sein.
Im Beitrag der Welt vom 06.04.2020 kommen ebenfalls etliche unserer Mitglieder zu Wort. Hier geht es vor allem um die Frage, ob die Krise die ohnehin schon stark nachgefragte Gruppe der Informatiker noch begehrter macht.
Kein genereller Einstellungsstopp wegen Corona bei Unternehmen
Bildquelle: Photo by Finn Hackshaw on Unsplash. https://unsplash.com/photos/FQgI8AD-BSg
