HR Küchenparty – Interview mit Robindro Ullah zum Trendence Festival

 11. Juli 2019

 

HR Küchenparty – Interview mit Robindro Ullah zum Trendence Festival

Mit dem Trendence Festival erweitert das zugehörige Marktforschungsinstitut seine allseits bekannten Trendence Awards um ein Festival Format. Wir haben mit Geschäftsführer Robindro Ullah über das Event, seine sonstigen Projekte und über Küchenpartys gesprochen.

Los geht´s!

Lieber Robindro, neben Deiner Tätigkeit als Geschäftsführer von Trendence bist Du auch noch als Speaker, Blogger und Gastdozent tätig. Außerdem gibt es da noch das HR-Modemagazin „HR Life“, dass Du seit einiger Zeit herausgibst. Haben wir irgendetwas vergessen? Vielleicht stellst Du Dich unseren Lesern besser mal selbst vor 😉 !

2007 bin ich durch einen kleinen Zufall als Wirtschaftsmathematiker im HR gelandet und habe seitdem eine besondere Beziehung zu dieser Branche aufgebaut. Über Arbeitgeber wie die Deutsche Bahn und Voith und globale Verantwortungsbereiche wie China und Brasilien, bin ich vor 4 Jahren in der Selbständigkeit gelandet, die ich zum Austoben genutzt habe. In der Phase der Selbständigkeit sind diverse Projekte entstanden. So habe ich mit Michael Witt zusammen die HR TEC Nights ins Leben gerufen, die 2019 16 Mal stattfanden. Aber auch das Lifestyle Magazin HR Life kam in Zusammenarbeit mit Anja Schoelhorn und Manuela Marcus auf die Welt. Zuletzt habe ich dann noch mein HR Trend Magazin hr|tomorrow gelauncht.
Mit der Geschäftsführung beim Marktforschungsinstitut Trendence konnte ich dann Ende letzten Jahres dieses Portfolio komplettieren. Der Blick in die Zukunft (hr|tomorrow), die Plattformen zum Austauschen (HR TEC Nights) und die Digitalisierung, die alles wie das Lifestyle Magazin umgibt, warteten quasi nur darauf, mit Daten weiter unterfüttert zu werden.

Queb: Stell doch bitte unseren Lesern auch Trendence einmal kurz vor und was Ihr macht.

Die Trendence Institut GmbH ist ein Marktforschungsinstitut, welches seit 20 Jahre arbeitsmarktrelevante Daten erhebt. Bekannt geworden sind wir durch die jährlich erscheinenden Trendence Arbeitgeberrankings, die unter anderem auch im Manager Magazin veröffentlicht werden. Darüber hinaus erheben wir aber weltweit in über 30 Ländern Arbeitsmarktdaten für Kunden, mit denen wir sehr spezifische Fragestellungen der Unternehmen beantworten. In unserem Headquarter in Berlin arbeiten wir mit knapp 50 Mitarbeitern an unterschiedlichsten Studien, die Fragestellungen von Arbeitgeberattraktivität bis Digital Leadership beantworten, an Zertifizierungen, bei denen Prozesse auf Herz und Nieren geprüft werden, und Candidate sowie Employee Experience Themen. Fragen rund um den Arbeitsmarkt und den HR Bereich lassen wir nicht unbeantwortet.

Queb: Bislang hat Trendence vor allem die im HR allseits bekannten Trendence Awards veranstaltet. Jetzt switcht Ihr mit dem Trendence Festival auf ein neues Format. Was ist die Motivation hinter diesem Schritt?

Für diese Entscheidung gab es mehrere Treiber. Zum einen wollten wir die Awards in ein größeres Format betten, damit mehr Austauschfläche entsteht. Wir wollen, dass HR nicht nur zusammenkommt, um sich zu feiern, sondern eben auch die Chance erhält, sich fachlich auszutauschen. Der zweite ebenso wichtige Grund ist, dass wir festgestellt haben, dass noch kein Format existiert, welches „data based decision making“ im HR in den Vordergrund stellt. HR ist noch voll von Bauchentscheidungen und gefühlsbasierten Strategien – leider oftmals ganz ohne Faktencheck. Dass bereits heute etliche Daten existieren, um Entscheidungen besser zu untermauern, ist häufig nicht bekannt. Unser Festival Trends+Friends schlägt genau in diese Kerbe, in die wir uns als Unternehmen auch entwickeln werden. Wenn Unternehmen Daten benötigen, um Fragestellungen im Kontext HR zu beantworten, sind sie bei uns genau richtig.

Queb: Nun seid Ihr ja jetzt mit diesem Format schon mindestens das 2. Große HR-Festival in Deutschland. Was macht dieses Format im Vergleich zu anderen „Konferenz-Formaten“ so beliebt?

Neben dem Fokus auf „data based decision making“ ist unser Ziel, ein HR-Festival der besonderen Art zu etablieren. Dazu eine Analogie: Der Hotspot der coolen Partys ist immer in der Küche. Dort sitzt man an der Quelle, dort werden die Insider Informationen ausgetauscht. Trends+Friends ist die Küche der HR Szene. Du kannst beinahe wöchentlich auf HR Veranstaltungen gehen und dich berieseln lassen, aber es gibt nur eine Küche. Wir haben das Setup und unsere organisatorische Struktur derart gewählt, dass die Besucher des Festivals sich direkt wohl fühlen werden. Wir sorgen für persönliche Insights und Take Aways und bauen unser Konzept eben nicht nur auf großen Namen, Headlines und Inspiration auf. Wer zu uns kommt, nimmt etwas für den HR Alltag mit – mehr als nur heiße Luft. Ganz konkret: datenbasiert.

Queb: Was ist der Schwerpunkt beim Trendence Festvial 2019?

Wie bereits geschrieben stehen Daten im Mittelpunkt des Festivals. Als Trendence stellen wir uns neu auf und entwickeln uns zum Daten-Experten, der bei strategischen und operativen Entscheidungen begleitet. Diesen Spirit stellen wir ins Rampenlicht. Dabei geht es vor allem auch darum, Daten im Vorfeld wichtiger Entscheidungen zu verstehen, zu visualisieren und sich anzusehen, wie andere mit den Themen umgehen. Parallel bespielen wir aber auch noch weitere Themen, die mit der Datenorientierung zusammenhängen. Da geht es um HR TEC und natürlich auch ganz allgemein, wie wir zukünftig arbeiten – als HRler, als Recruiter, als Mitarbeiter. Wenn du dich auf die Ebene der Daten begibst, steckst du plötzlich in allen HR Disziplinen. Das ist so ähnlich wie mit der Mathematik, die ja letztlich jeder braucht.

Trends+Friends Festival

Queb: Wenn man Eure Website, die stark ausdifferenzierte Preisgestaltung und das volle Programm betrachtet, wirkt das sehr üppig. Habt Ihr nicht die Befürchtung, dem Publikum könnte das irgendwann mal alles zu viel des Guten sein?

Nein, wir haben uns hier bewusst für eine Struktur entschieden, die es auch kleineren Unternehmen ermöglicht, am Austausch teilzuhaben, ohne direkt ein „volles“ Ticket kaufen zu müssen. Wir wollen, dass Unternehmen sich auch überlegen 2, 3 oder mehrere Mitarbeitende zu schicken. Jeder kann sich seinen Teil herauspicken und kommt dennoch mit den anderen in den Austausch. In Zeiten der Digitalisierung und des sich rasant verändernden Marktes, auf dem wir alle agieren, ist eine der großen Stärken ein stetiger Austausch möglichst unterschiedlich denkender HR-Verantwortlicher.

Queb: Auf Eurer Website zum Festival heißt es: „New Work mehr ist als Gratis-Getränke und Homeoffice“. Verrätst Du uns, was New Work für Dich persönlich bedeutet?

Vor 4 Jahren habe ich meine Konzernkarriere an den Nagel gehängt, um Zeit für meinen Sohn zu haben. Damals bin ich recht hart in der Realität aufgekommen und konnte als Selbständiger in Ruhe beobachten, was New Work wohl bedeuten könnte. Die Ansichten könnten wohl unterschiedlicher nicht sein, je nachdem, wen man fragt. Der Blickwinkel ist immer wieder ein anderer und das einzige, was alle eint, die es ernst meinen, ist das Mindset. New Work bedeutet neben all den Konzepten, Tools und Arbeitsumgebungen vor allem ein verändertes Verständnis von Arbeit. Die Form der Arbeit hat sich im Wesentlichen geändert und folgt eher liquiden Konzepten. Wer dies nicht versteht, kann die Arbeit in die buntesten Kleider (Home Office, Kicker, Obst) hüllen, ohne einen Unterschied zu machen.
Ich würde New Work mit einem Telefon vergleichen – hat nur eine Person eins, bringt es gar nichts. Der Nutzen steigt mit der Anzahl der User. So ähnlich würde ich es für New Work auf den Punkt bringen. In einer Welt von Kollaboration und CoCreation muss eine Mindestzahl an Personen das Thema nicht nur treiben, sondern auch vorleben. Meine persönliche Auffassung von New Work ist daher eine unternehmensübergreifende Idee von Arbeit, die vom Management vorgelebt wird, und der ein Individualisierungsgrad innewohnt, die dem Leben gleichkommt.

Queb: Und noch eine persönliche Frage: Was sind Deiner Ansicht nach die derzeit größten Herausforderungen in Sachen HR, Employer Branding und Recruiting?

Das ist mal eine große Frage. In Sachen HR holen wir direkt die Keule raus. Vor wenigen Wochen haben wir die erste HR-Studie durchgeführt: Wie Trendence FlexWork Studie 2019fit ist HR in Deutschland, war die Frage. Das Ergebnis ist ernüchternd. Wir haben HR-Mitarbeitende zum Selbstbild befragt und Fachbereiche zum Fremdbild. Und große Übereinstimmungen gab es dabei eher nicht. Wer nähere Insights möchte, kann diese kostenfrei auf unserer Website herunterladen (trendence.com). Wir werden von links und rechts von Fachbereichen überholt und outgesourced. Dem HR-Bereich trauen die wenigsten die digitale Transformation zu. Dies ist sicherlich die größte Herausforderung, wenn wir von HR allgemein sprechen. Fokussieren wir auf den Bereich Employer Branding so befinden wir uns hier derzeit in einer Übergangsphase. Das Stichwort lautet data driven Employer Branding. Da begegnet einem schnell die Frage: Wie kann data driven mit Emotionen und Kultur einhergehen? Nun, es geht sehr gut einher. Die bisherigen Ansätze im Bereich Employer Branding, sofern vorhanden, produzierten im Wesentlichen einen riesigen Einheitsbrei von Worthülsen. Arbeitgebermarken schmeißen dabei mit Hygienefaktoren um sich und die Kultur bleibt meist verborgen. Die Herausforderung, vor der wir aktuell stehen, ist es die vorhandenen Daten in diesem Bereich sinnvoll zu nutzen und gezielt einzusetzen. Hier steht Trendence als Daten-Experte an vorderster Front.
Zuletzt kommen wir zum Thema Recruiting, welches einem ständigen Wandel unterzogen ist. Es wird immer deutlicher, dass wir die Zielgruppen verstehen müssen – bis ins kleinste Detail. Die Herausforderung dabei ist weniger die Umsetzung als vielmehr diejenigen zu finden, die dies beherrschen: Recruiter (Sourcer, RNGs, Umberto(a)s, usw.). Also diejenigen zu finden, die wissen, in wie kleine Subsets man Zielgruppen aufteilen kann, um sie letztlich gewinnbringend (zweite Herausforderung) anzusprechen.

Queb: Kannst Du schon sagen, ob wir uns für 2020 auch wieder auf ein Trendence Festival freuen dürfen?

Logisch! Aber schön wäre es, wenn alle erstmal auf das Trends+Friends Festival 2019 kommen! Direkt im Anschluss kann man gern die Karte für 2020 buchen.

Queb: Danke für das ausführliche Interview, lieber Robindro. Jetzt wünschen wir erst mal viel Erfolg für Trends+Friends 2019!