Nachwuchs durch Quereinsteiger: neue Fische für den Talentpool

 18. August 2022
Nachwuchs durch Quereinsteiger: neuefische für den Talentpool | Workshop

Ist der Talente-Teich leer, müssen Quereinsteiger her“, lautet eine alte HR-Weisheit. 😉
Ein gut gefüllter Talentpool ist eine feine Sache. Die Bootcamps von neue Fische helfen beim Auffüllen. Auf welche Zielgruppen das zutrifft, wie lange ein Bootcamp dauert, wie Unternehmen davon profitieren und wie es finanziert wird, besprechen wir im Interview mit Oliver Fohrmann (Manager Student Services & Partner Management bei neuefische GmbH – School and Pool for Digital Talent)!

Stell dich doch unseren Lesern bitte einmal kurz vor!

Nachwuchs durch Quereinsteiger: neue Fische für den Talentpool | Oliver Fohrmann

Hallo liebe Leser, ich heiße Oliver, wohne in Düsseldorf und bin Partner Manager bei neue fische. Zuvor habe ich als Recruiter in der Personaldienstleistung gearbeitet und auch schon dort das Bootcamp Konzept kennengelernt und immer im Kopf behalten. Seit November 2020 bin ich nun hier, gemeinsam mit meinem Team bei neue fische, dafür zuständig für Aufklärung bei den Unternehmen zu sorgen, wer wir sind, was wir machen und warum man Quereinsteiger*innen mit ins Unternehmen integrieren sollte. Das Ziel des ganzen ist natürlich eine große Partnerlandschaft in ganz Deutschland aufzubauen, um unseren Absolvent*innen den Einstieg in die IT zu ermöglichen und den Unternehmen dabei zu helfen neue Talente für sich zu gewinnen. Neue Fische wurde 2018 in Hamburg gegründet. Das Konzept hat unsere Gründerin Dalia in den USA kennengelernt und dann hier adaptiert.

neue Fische ist als Ausbildungsanbieter schon seit 2018 auf dem Markt. Der Name „neue Fische“ ist aber ein wenig erklärungsbedürftig. Erklär doch unseren Lesern bitte einmal, was ihr mit Angeln am Hut habt und was genau ihr angelt!

Wie der Name “neue fische – School and Pool for Digital Talent” schon sagt, sind wir kein Fischladen, sondern ein Ausbildungsanbieter bei dem man Quereinsteiger*innen bzw. frische Talente für IT-Berufe „angeln“ kann. Wir bedienen uns hier der Analogie des leeren „Talente-Teichs“, den wir wiederum mit frischen Talenten oder auch „Fischen“ füllen.

Habt ihr so etwas wie eine Philosophie?

Unser Anspruch ist es zum einen so vielen Menschen wie möglich den Karrierewechsel in die IT zu ermöglichen und somit den Traum zu erfüllen, den viele schon seit Langem haben. Zum anderen ist es uns ein großes Anliegen nicht nur Menschen auszubilden, sondern auch den Jobeinstieg zu ermöglichen. Dafür haben wir ein immer wachsendes Partnernetzwerk mit spannenden und innovativen Unternehmen. Getreu unseres Dreiklangs Select, Train & Connect wollen wir so ein erfolgreiches Konzept bieten.

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Wie läuft so ein Bootcamp für Teilnehmer ab?

Grundsätzlich sind die meisten unserer Bootcamps Vollzeit Weiterbildungen. Das bedeutet, jeder Teilnehmende muss sich 12 Wochen Zeit nehmen, um diesen Kurs zu absolvieren. Von den 12 Wochen sind 8 Wochen reine Kurszeit, in denen es kurze Theorie-Teile gibt, gefolgt von längeren praxisorientierten Projekten, die in Kleingruppen bewältigt werden. Der Fokus liegt vor allem auf “selber machen – Fehler machen – sich gegenseitig helfen“. In den letzten 4 Wochen steht dann das Abschlussprojekt an – oder wie wir es nennen „Das digitale Gesellenstück“. Hier sollen die Teilnehmenden allein oder in der Gruppe ganz eigenständig ein Projekt von der Ideenfindung über die Umsetzung bis hin zur Präsentation abliefern.

Warum sind eurer Meinung nach 12 Wochen genau die richtige Dauer für ein Bootcamp, sowohl für Teilnehmer als auch für spätere Arbeitgeber?

Die 12 Wochen beinhalten ca. 540 Stunden Programmierpraxis (wahrscheinlich noch mehr). Wir versuchen den Teilnehmern in einer sehr kompakten Zeit extrem viele Dinge beizubringen. Die 12 Wochen sind optimal, da so alles sehr frisch im Kopf ist, wenn es dann später auf Jobsuche geht. Zum Vergleich: Ich erinnere mich beispielsweise nicht so sehr an Inhalte aus dem 1. Semester im Studium, da das einfach zu lange her ist. 12 Wochen sind daher noch sehr überschaubar.

Welche Arten von Bootcamps bietet ihr an?

Angefangen haben wir mit einem einzelnen Bootcamp im Bereich Web Development (Frontend Fokus) Im Laufe der Zeit sind dann noch Java Development, Data Science und Data Analytics dazugekommen. Seit diesem Jahr haben wir auch mit dem AWS re/Start Programm die ersten Cloud Development Kurse gestartet und ab September UX/UI Design. Zudem wird es ein erstes Teilzeit Bootcamp im Bereich Data Practitioner geben.

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Warum fokussiert ihr euch genau auf diese Fachrichtungen?

Wir bieten genau die Fachrichtungen an, die besonders auf dem Arbeitsmarkt gefordert sind. Hier analysieren wir regelmäßig den Markt und sprechen auch immer wieder mit unseren Partnerunternehmen, welche Positionen für sie besonders schwierig zu besetzen sind. Der Fokus soll aber immer auf der IT sein.

Welche Vorteile haben Arbeitgeber, wenn sie eure Absolventen einstellen?

Die Vorteile sind ganz vielfältig. Zum einen bilden wir ganz neue IT-Talente aus, die sonst nicht in die IT-Berufswelt einsteigen würden. Das heißt, wir tragen einen Teil zur Lösung des Fachkräftemangels bei. Ganz individuell betrachtet, bekommen Unternehmen vor allem hoch motivierte, lernwillige und lernfähige Talente, die noch formbar sind und definitiv ein Invest für die Zukunft sind. Ein großes Stichwort ist auch die Diversität. Unsere Gründerin und Geschäftsführerin hat sich auf die Fahne geschrieben besonders Frauen noch mehr zu motivieren den Schritt in die IT zu wagen. Das Talent IT Fachkraft zu sein, hat für uns nichts mit dem Geschlecht zu tun, sondern mit Motivation und Leidenschaft.

Das bedeutet auch, dass Neue Fische Arbeitgebern als strategischer Partner zur Verfügung steht, wenn diese beispielsweise mehrere Fachkräfte gleichzeitig für ein Projekt einstellen möchten. Oder wenn Arbeitgeber kurzfristig eine Person mit sehr speziellen Kenntnissen einstellen möchte?

´Grundsätzlich arbeiten wir sehr partnerschaftlich mit unseren Unternehmenspartnern zusammen. Wir wollen nicht nur der klassische Recruiting Partner sein, sondern auch gemeinsam mit unseren Partnern Events entwickeln, das Employer Branding verstärken oder für ganz individuelle Bedarfe Lösungen finden. Der Vorteil für Unternehmen ist ganz klar ein effizienterer Rekrutierungsprozess und eine größere Bekanntheit der eigenen Marke bei neuen Talenten.

Ihr bietet auch Remote Bootcamps an, vermutlich aufgrund von Corona. Was sind die Unterschiede zu den Live-Veranstaltungen? Merken Teilnehmer oder spätere Arbeitgeber einen Unterschied in der Qualität der Ausbildung?

Aufgrund der Pandemie waren wir gezwungen die Bootcamps auf remote umzustellen, was allerdings sehr gut angenommen wurde und seither auch hervorragend funktioniert. Remote Kurse sind seitdem unser Standard geworden. Die ersten Präsenzkurse in unseren Räumlichkeiten sind allerdings schon wieder angelaufen und geplant. Wir wollen aber bewusst beim Großteil der Kurse remote bleiben.
Der Vorteil liegt auf der Hand:  Als Student*in ist man nicht mehr verpflichtet, an den jeweiligen Standorten vor Ort zu sein und kann somit quasi von überall aus an den Bootcamps teilnehmen. Das macht das Lernen noch effizienter, da man direkt im Anschluss an die offizielle Kurszeit weiterlernen kann. Uns war es sehr wichtig, dass die Qualität der Ausbildung keineswegs darunter leiden sollte. Wir haben unseren digitalen Campus genau dafür konzipiert und arbeiten mit den modernsten Tools, wie z. B. Slack und Zoom, um das gemeinsame Arbeiten so angenehm wie möglich zu machen. Auch unsere Coaches sind durch ihre vorherigen Erfahrungen in Unternehmen bestes geschult remote zu arbeiten bzw. zu lehren. Das Einzige, was bei Remote Kursen zu kurz kommt, ist beispielsweise nach einem anstrengenden Tag das gemeinsame Anstoßen eines Kaltgetränks. Das wird aber dann oft bei gemeinsamen Treffen nach der Bootcamp Zeit nachgeholt.

Welche Finanzierungsmodelle gibt es für die Teilnahme an einem Bootcamp? Eigentlich schreit eure Arbeit doch nach einer Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Gibt es so etwas?

Die Kooperation gibt es natürlich. Allerdings vergibt die Agentur nicht an jede*n einen Bildungsgutschein. Für alle anderen haben wir eine weitere Kooperation mit der ChancenEG. Hier zahlt man den Betrag incl. eines kleinen Zinssatzes in Raten zurück, aber erst, wenn man nach dem Bootcamp im Job ist. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass man sich in große Unkosten stürzt. Natürlich darf auch jeder den Betrag selbst aus eigener Tasche von den Ersparnissen bezahlen.

Was plant ihr als Nächstes? Gibt es besondere Fachrichtungen, die ihr künftig abdecken möchtet? Oder worauf liegt euer Fokus für die Zukunft?

Tatsächlich erweitern wir im September unser Bildungsangebot um einen UX/UI Design Bootcamp und dem Data Practitioner Bootcamp in Teilzeit. Weitere Themen sind natürlich nicht ausgeschlossen. Wir orientieren uns da immer am Markt und den Aussagen der Unternehmen.

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Wenn ihr euch etwas wünschen dürftet, das der Verbesserung der Situation hinsichtlich des aktuellen Fachkräftemangels dient, was wäre das?

Die Offenheit der Unternehmen und handelnden Personen Dinge neu zu denken, Gewohnheiten abzulegen und mehr den Fokus auf die Persönlichkeiten, die Motivation sowie das Potenzial zu legen, anstatt sich am CV entlangzuhangeln. Ich glaube viele Recruiter*innen und Unternehmen allgemein stehen sich zu sehr selbst im Weg und verkennen die Chance, die Bootcamps und Quereinsteiger*innen mit sich bringen. Aber natürlich muss man auch sagen, dass der Fachkräftemangel ein großes strukturelles Problem ist und nicht allein durch uns gelöst werden kann. Wir geben aber unser Bestes ein großes Stück dazu beizutragen.

Vielen Dank für den Einblick, lieber Oliver! Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg und sind gespannt auf eure nächsten Schritte!

Übrigens waren Olivers Kollegen von neue Fische erst kürzlich in unserem Queb Podcast zu Gast!