Don’t Call Me Sick! Professionelles Healthcoaching-Programm für Führungskräfte

Mit Don’t Call Me Sick! tritt ein Healthcoaching-Programm für Führungskräfte an, das Mitarbeitenden nach einer gesundheitlichen Krise ganzheitlich zu neuer Stärke verhilft. Das Programm wurde 2023 von der Fachärztin Dr. med. Frauke Bataille und den Business-Health-Coaches Kara Pientka, Katja Söhner-Bilo und Christina Yuko Vogel gegründet.

Healthcoaching, Selfcare und Resilienzkompetenz sind längst wichtige Themen für Arbeitgeber und HR. Das liegt teilweise an der steigenden Zahl von Arbeitsunfähigkeitstagen, wie ihn der Gesundheitsreport Arbeitsunfähigkeiten 2023 der Techniker Krankenkasse zeigt. Nicht zuletzt spielt auch eine Rolle, dass zufriedene, gesunde Mitarbeitende sich in ihrem Job eher wohlfühlen und tendenziell weniger Anlass zum Jobwechsel haben. Das dahinterliegende Stichwort ist – wie könnte es anders sein – Retention.

Wie genau das Healthcoaching-Programm funktioniert, welche Probleme es löst und wie die Zukunftspläne aussehen, erfahrt ihr im Interview mit Kara Pientka.

Wir wünschen euch viel Spaß und Inspiration beim Lesen!

Stellt Euch bitte kurz vor und beschreibt die Idee Eures Healthcoaching-Programms!

Don't Call Me Sick! Professionelles Healthcoaching-Programm für Führungskräfte | Kara Pientka
Interviewpartnerin Kara Pientka von Don’t Call Me Sick!

Don’t Call Me Sick! ist ein professionelles Healthcoaching-Programm, das Führungskräften nach einer gesundheitlichen Krise ganzheitlich zu neuer Stärke verhilft. Das Programm dauert bis zu einem Jahr, ist berufsbegleitend und modular aufgebaut. In einer kuratierten Gruppe werden die Führungskräfte mit anschaulichen Methoden angeleitet, einen individuellen Selfcare-Koffer für den Führungsalltag zu entwickeln, der einen Rückfall in alte schlechte Gewohnheiten ausschließt. Diese Selfcare-Kompetenz umfasst im Wesentlichen ein erfolgreiches Stress- und Regenerationsmanagement, einen besseren Umgang mit Konflikten und die Stärkung des eigenen Rollenverständnisses. Das Programm aktiviert die ganzheitliche individuelle Resilienzkompetenz. Übrigens liegt unser Schwerpunkt derzeit schlichtweg deswegen im Coaching für Führungskräfte, weil wir hier die meiste Erfahrung haben. Unser Ziel ist es aber, unser Programm für alle zu öffnen. Gerne können sich auch jetzt schon Nicht-Führungskräfte, die Interesse haben, an uns wenden. Wir klären dann jeweils im Einzelgespräch, ob das passt. 

Aus welchem Bedarf heraus ist Eure Idee entstanden?

In unseren Einzelcoachings erleben wir täglich, dass Führungskräfte nach einem Burn-out oder anderen einschneidenden Erkrankungen große Schwierigkeiten hatten, im alten System wieder zu einem stabilen Selbst- und Arbeitsverständnis zu finden. Sehr oft kam es zu Rückfällen und Wiedererkrankungen mit wochenlangen Ausfällen. Das tat uns für die Betroffenen sehr leid.

Don't Call Me Sick! Professionelles Healthcoaching-Programm für Führungskräfte | 2023 Au Tage 2000 Bis 2022 Techniker
Quelle: Gesundheitsreport Arbeitsunfähigkeiten 2023, Techniker Krankenkasse

Wer profitiert von der Lösung und warum?

Davon profitieren sowohl die Führungskräfte als auch die Unternehmen. Die Führungskräfte werden durch das Programm so gestärkt, dass sie nicht wieder in die gleiche Mühle aus Stress und komplexer Überforderung geraten. Durch unser Programm können sie sich im Kern neu aufstellen und zu neuer belastbarer Stärke und Stabilität finden.

Aufgrund der demografischen Entwicklung stehen Unternehmen zunehmend vor der Herausforderung, wie sie langzeiterkrankte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder gut in das Arbeitsleben integrieren können. Natürlich gibt es hier bereits Prozesse wie das Hamburger Modell oder Maßnahmen des BGM, aber manchmal reichen diese Maßnahmen nicht aus, weil schlicht die Zeit fehlt, das Thema unter Berücksichtigung der ganz individuellen Situation der Person zu lösen.

Unsere Lösung ist wirklich neu im Markt. Das bestätigen uns alle Unternehmen, mit denen wir bisher gesprochen haben. Bisher waren die Führungskräfte an dieser sensiblen Stelle in puncto individuelle Neuerfindung auf sich allein gestellt oder mussten sich selbstbezahlte Unterstützung bei einem Coach suchen.

Wie genau funktioniert Eure Lösung?

Das Programm ist entweder als Jahresprogramm oder als einzelne Module buchbar. Beim Jahresprogramm trifft sich die Gruppe in 6 Modulen á 3 Tagen im Abstand von ca.  8 Wochen und wird durch eine Reflexions- und Kompetenzbildungsprozess geführt. 

Bei der Modulvariante werden 4 Module angeboten, zu denen jeweils Teilnehmende für 5 Tage pro Modul zusammenkommen. Bis auf das erste Modul, das ein Pflichtmodul darstellt, können die übrigen Module frei gewählt werden. 

Die Methoden stammen aus der Medizin und dem Coaching, sind langjährig praxiserprobt und stärken den Menschen in seinem individuellen Kern. Unsere Health Coaches verfügen über jahrzehntelange Expertise. Derzeit bieten wir Gruppen in Berlin, Düsseldorf und München an. Die Teilnahme ist auch virtuell möglich. 

Wir glauben nicht an Pauschallösungen, sondern stellen den Einzelnen in den Mittelpunkt – unterstützt von Gleichgesinnten. Auch wenn es zunächst ungewohnt sein mag, sich bei diesem Thema einer Gruppe anzuschließen, können wir aus Erfahrung sagen, dass das „Getragen sein in einer geschützten Gruppe“ einen enorm positiven Einfluss auf den Einzelnen hat. Man ist individuell – aber nicht allein!

Im Rahmen des Programms erarbeitet jede Führungskraft ihren eigenen professionellen Selbstfürsorgekoffer. Aus jedem Modul geht die Führungskraft mit neuen Strategien hervor, sodass nach jedem Modul sofort der Transfer in die Praxis erfolgen kann. Unser Programm versteht sich als Sparringspartner für Führungskräfte, die sich in ihrem professionellen Selbstverständnis neu erfinden müssen oder wollen.

Don't Call Me Sick! Professionelles Healthcoaching-Programm für Führungskräfte | Das Don't Call Me Sick! Team

Inwiefern unterscheidet sich Euer Coaching-Ansatz von einem klassischen Therapieansatz und welche Auswirkungen hat dies auf Mitarbeitende, die nach gesundheitlichen Auszeiten zurückkehren?

Therapeutische Maßnahmen dienen der Bewältigung des Krankheitstraumas und der Wiedererlangung einer grundsätzlichen Arbeitsfähigkeit. Dabei geht es um den wichtigen Aspekt, Wunden heilen zu lassen. Ganz wichtig. Darauf bauen wir auf.
In unserem Coaching-Programm geht es darum, neue Zukunftsstrategien für die Führungskraft zu entwickeln. Es geht um Selbsterkenntnis, um Selbstermächtigung, um ein klares Mindset, um neue attraktive Ziele, um neue Abgrenzungs- und Konfliktstrategien. Es geht um die Gestaltung einer lebbaren, wirksamen Zukunft als starke Führungskraft.

Wie arbeitet Ihr mit HR-Abteilungen zusammen, um das Programm auf die spezifischen Bedürfnisse einer Organisation zuzuschneiden?

Wir führen intensive Gespräche mit den Personalabteilungen, wenn wir einem Unternehmen ein exklusives Angebot machen. Wir sind sehr erfahren darin, unser Konzept an die unterschiedlichsten Unternehmenskulturen anzupassen.

Könnt Ihr Erfolgsgeschichten oder Fallstudien teilen, in denen das Programm einen signifikanten Einfluss auf die Rückkehr eines Mitarbeiters zur Arbeit hatte? 

Die Studienlage ist eindeutig: Individuell begleitete Führungskräfte haben eine signifikant geringere Rückfallwahrscheinlichkeit als unbegleitete. Wir selbst lassen unser Programm wissenschaftlich begleiten, um es ganz konkret zu validieren.

Don't Call Me Sick! Professionelles Healthcoaching-Programm für Führungskräfte | Logo

Basierend auf Euren Erfahrungen: Welche aufkommenden Trends im HR-Bereich seht Ihr als am einflussreichsten für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden an?

Das neue Bewusstsein und die Initiativen für Mental Health sind sehr erfreulich. Dass hier Mut gemacht wird, mentale Themen wahr- und ernst zu nehmen, ist wunderbar.

Welchen Rat würdet Ihr HR-Fachleuten geben, um Mitarbeitende nach einer Gesundheitskrise zu unterstützen?

Wir würden uns sehr freuen, wenn HR-ler:innen unser Angebot an betroffene Führungskräfte weiterempfehlen und sich natürlich auch für die Kostenübernahme durch das Unternehmen einsetzen. Es ist ein kostengünstiges Programm. Bereits ab einem Jahresgehalt von 60.000,– Euro lohnt sich die Investition in unser Programm. Diese Daten stellen wir den Unternehmen gerne transparent zur Verfügung.

Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft von Don‘t Call Me Sick?

Derzeit sind wir in Berlin, Düsseldorf und München vertreten. Weitere Standorte in der Schweiz sind in Planung.
Darüber hinaus sind wir in Planung einer Qualifizierungsreihe für Führungskräfte, die einen produktiven Umgang mit erkrankten Mitarbeitenden lernen wollen. Vorurteile im Kopf, Berührungsängste, ein Schwanken zwischen Überfürsorglichkeit und Strenge machen eine klare und empathische Kommunikation mit Betroffenen schwer. Oft fallen Führungskräfte daher in eine Vermeidung von wichtiger Kommunikation mit fatalen Folgen. Hier können wir mit Reflexionen, Informationen, Tools und Techniken weiterhelfen.

Vielen Dank für das Interview und die spannenden Insights. Wir wünschen Euch auch weiterhin viel Erfolg bei Eurem Vorhaben!